Seitdem ich als Entspannungspädagogin für Kinder tätig bin, arbeite ich mit sogenannten Mitmachgeschichten. Diese sind eine ganz wunderbare Möglichkeit um Kinder mit dem Thema Entspannung vertraut zu machen. Gängige Entspannungsmethoden sind gerade für jüngere Kinder oftmals viel zu komplex und im Alltag nur schwer umsetzbar. Oder eben viel zu lang (wie beispielsweise bei herkömmlichen Fantasiereisen oft der Fall), so dass die Kinder diesen nicht konzentriert folgen können.
Hierbei finden die Kinder durch die gelenkten Bewegungen zur Ruhe, da die Handlung der Geschichten in Bewegungen umgesetzt werden. Dabei geht es nicht um wilde Toberei oder unkontrolliertes Durcheinander, sondern um gezielte Bewegungen, die nach und nach langsamer werden und bei denen sich die Kinder dennoch ausleben und ihren Bewegungsdrang abarbeiten können.
Das ist nicht nur im (Familien) Alltag eine wirklich wertvolle Hilfe, sondern auch im täglichen Kindergarten Geschehen, dem Unterricht der Grundschule, während einer Turnstunde oder dem Sportunterricht oder gar bei Kindergeburtstagen oder anderen Festivitäten, bei denen die Stimmung schnell kippen kann und die feiernde Meute außer Rand und Band gerät.
Mit Hilfe einer solchen Entspannungsgeschichte kann man rechtzeitig einlenken und für eine willkommen Ruhephase und Pause sorgen.
Wertvolle Tipps zum richtigen Einsatz solcher Geschichten:
* Sorgt als Übungsleitung dafür, dass ihr im Raum ungestört seid. Vielleicht hängt ihr gut sichtbar ein Schild an die Tür „Bitte nicht stören, wir entspannen gerade“ und informiert ggf. auch Kollegen vorab, dass ihr mit Kindern gerade eine Entspannungseinheit durchführt.
* Mitmachgeschichten können jederzeit und überall eingesetzt werden. Ob im Stuhlkreis, während des Unterrichts, beim Turnen oder Sport, auf dem Kindergeburtstag oder auch ganz einfach im Alltag Zuhause.
* Wie bei allen Entspannungsstunden sollte auch hierbei vorab der Raum gut durchgelüftet und anschließend wohl temperiert worden sein.
* Spezielle Kleidung benötigt man als Übender hierfür natürlich nicht. Allerdings ist es von Vorteil, wenn die Kinder keine Schuhe tragen und je nach Jahreszeit barfuß oder in rutschfesten Socken teilnehmen können.
* Eine geräumige Turnhalle mit viel Platz und gemütlichem Licht hat man spontan eher selten zur Verfügung. Das ist aber auch gar nicht nötig. Wichtig ist, dass sich die Kinder während der Geschichte so bewegen können, dass jeder ausreichend Platz hat und sich zum Schluss hin ganz bequem hinlegen kann.
* Der Boden sollte spielzeugfrei und sauber sein, so dass sich beim Bewegen niemand verletzt und es sich auch am Boden bequem machen kann.
* In der Regel benötigt man für die Durchführung von Mitmachgeschichten keinerlei Material. Grundsätzlich jedoch ist hilfreich und gemütlicher, wenn die Kinder dafür ein kleines Kissen, eine Decke oder Unterlage zur Verfügung haben. Und falls Musik eingesetzt wird, entsprechende Hilfsmittel um diese abspielen zu können.
* Sorgt für angenehmes Licht, dass sich ggf. auch dämmen lässt. Gerade in der Entspannungsphase zum Schluss ist das für Kinder enorm hilfreich.
* Im Gegensatz zu anderen Entspannungsmethoden, darf hierbei gerne Musik (sparsam) eingesetzt werden. Diese sollte auf die Geschichte und den vorgegebenen Bewegungsabläufen passen und die Kinder zusätzlich inspirieren die Bewegungen umzusetzen. Nur zum Schluss und der Entspannungsphase hin wird, diese dann leise wieder ausgeblendet. Generell sollte die Lautstärke in jedem Fall regulierbar sein!
* Mitmachgeschichten leben von Mitmachen. Daher darf hierbei ausnahmsweise auch der Kursleiter aktiv am Geschehen teilnehmen und die Bewegungsabläufe vormachen. Dadurch bekommen die Kinder zusätzlich Impulse und Anregungen, wie genau bestimmte Handlungen in Bewegung umgesetzt werden können. Nur während der Entspannungsphase am Schluss, klingt man sich als Übungsleiter wieder aus um die Kinder dabei „im Blick“ zu haben und ggf. reagieren zu können.
* Wer es sich zutraut sollte den Text der Mitmachgeschichte möglichst frei erzählen. Das hat den großen Vorteil, dass man individuell auf die Kinder eingehen und auch von ihnen Ideen mit aufgreifen und spontan umsetzen kann. Zudem lässt sich auf diese Weise die Dauer einer solchen Geschichte dem Können und der aktuellen Situation anpassen.
* Während ihr den Bewegungsteil einer solchen Mitmachgeschichte stimmungsvoll und mit normal lauter Stimme vortragt, sollte die Entspannungsphase zum Schluss hin mit ganz ruhiger Stimme und ausreichend Pausen erzählt werden, damit die Kinder dabei auch wirklich zur Ruhe kommen und entspannen können.
* Niemand wird gezwungen mitzumachen oder bei der Entspannungsphase die Augen zu schließen! Dadurch, dass man als Übungsleiter aktiv die Bewegungen mitmacht, kommt sich keiner beobachtet vor und die Scheu ist daher erfahrungsgemäß nicht groß am Geschehen teilzunehmen. Wenn das Licht mit Beginn der Entspannungsphase etwas gedämmt wird und ausreichend Platz vorhanden ist, dass die Kinder sich im Raum mit ihren Decken verteilen können, schließen die Kinder dann ihre Augen meist ganz automatisch.
* Beendet jede Mitmachgeschichte mit einem kleinen Ritual, dass dem Zurücknehmen anderer Entspannungsübungen gleicht: Ein sanftes Zurückholen ins Hier und Jetzt, tiefes Ein- und Ausatmen sowie ausgiebiges Recken und Strecken.
* Wie bei allen Entspannungseinheiten gilt auch hier, bitte immer ausreichend Zeit nehmen. Denn zwischen Tür und Angel funktioniert Entspannung einfach nicht 😉
In Kürze werde ich euch auf dem Blog wieder eine neue Mitmachgeschichte vorstellen. Bis dahin könnt ihr in dieser Rubrik nach entsprechenden Geschichten schauen oder findet diese auch auf meiner CD „Die 30 besten Mitmachgeschichten zum Bewegen & Entspannen“, die ihr übrigens auch über die bekannten Streaming Dienste abrufen könnt!
Weitere Fantasiereisen mit Anleitung findet ihr übrigens in dieser Blog Kategorie, mehr Kindermassagen & Streichelgeschichten gibt es in dieser Rubrik, alle Entspannungsrätsel sind in diesem Blog Ordner und weiteres zum Thema Entspannung auch in meinen Büchern.
urheberrechtlich geschützt, © Sabine Seyffert